Negro

„Negro“ ist kein Identitätsdrama. Es ist ein Kommentar.

Ich bin das Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters. Und nein, das macht mich nicht automatisch zu einer Brücke zwischen zwei Kulturen – eher zu jemandem, der regelmäßig in beide Richtungen beäugt wird. Zu schwarz für die einen, zu weiß für die anderen. Schönes Paradox, oder?

Meine Verbindung zu afrikanischer oder afroamerikanischer Kultur? Filtered, secondhand, durch Bildschirme und Beats. Ich bin nicht aufgewachsen mit familiären Wurzeln, sondern mit kulturellen Projektionen – geliefert von MTV und Hollywood.

Ich war mein Leben lang von Menschen umgeben, die nicht aussahen wie ich. Kein Problem. Man lernt, sich zu bewegen, zu lesen, Räume zu deuten. Und ja, ein paar sind geblieben – echte Menschen, echte Freundschaften. Trotzdem: Die Gesellschaft liebt es, dich zuzuordnen. Sie braucht ihre Boxen, ihre Etiketten. Und irgendwann merkst du, dass du Teil eines Bildes wirst, das gar nicht deins ist.

Dort setzt „Negro“ an.

Nicht als Opferbild, sondern als Reaktion auf all das: auf die Vorstellungen, die Zuschreibungen, auf das absurde Bedürfnis, Identität messbar und greifbar zu machen.

Das Wort „Negro“? Veraltet, rassistisch, klischeebeladen. Und doch taucht es immer wieder auf – nicht direkt, aber in Blicken, Kommentaren, Erwartungen. Es steht symbolisch für das, was andere in dir sehen wollen, bevor sie überhaupt fragen, wer du eigentlich bist.

Ich bin nicht hier, um zu gefallen. Nicht hier, um irgendeine kulturelle Performance abzuliefern. Ich bin kein Aushängeschild für irgendwen – und keine Antwort auf irgendwelche Fragen, die sich andere nicht selbst stellen wollen.

Ich bin nicht schwarz genug. Ich bin nicht weiß genug.

Perfekt.

Denn das bedeutet: Ich bin ich.

Punkt.

Kein Label. Keine Rolle. Kein Erklärtext. Es ist nicht einsam hier draußen,
es ist still. Und manchmal ist genau das der Luxus.

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